Samstag, 30. Juli 2011

16.7. Tag 2 - Entlang der Eger

Die Jugendherberge zu Hohenberg ist schon etwas Besonderes. Wo hat man schon mal die Möglichkeit, für 25 € (inkl. Frühstück) in einer gut 800 Jahre alten Burg zu übernachten...


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morgendlicher Blick aus unserem Herbergsfenster


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der Wächter der Burg

Heute stand kein Ziel fest, nur die Richtung. Wir wollten entlang der Eger soweit wie möglich nach Osten. Keine Angst, die zur Verfügung stehende Zeit setzte uns eine Grenze innerhalb der EU. Die Russen müssen warten...

Das Egertal war eine Empfehlung aus der Motorradpresse. Ich würde die Strecke entlang der Eger als Geheimtipp bezeichnen. Da die meisten Biker im Erzgebirge "hängen bleiben", ist wohl den Wenigsten dieser Fluss als Bikerparadies bekannt. Wir sind der Eger von Hohenberg durch Karlsbad bis zum Stausee bei Kadan gefolgt. Insbesondere die Strecke östlich von Karlsbad ist fahrerisch ein Genuss. Für's Auge wurde auch eine ganze Menge getan, zum größten Teil von Mutter Natur. Aber auch unsere Vorfahren haben's gut mit uns gemeint.

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Blick auf Loket, zu deutsch "Ellenbogen" - Hier macht die Eger einen Knick, der wohl zu dem Namen inspirierte


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Kai und Stephan beim Duell - Stephans üblicher Vorsatz, Bester zu sein, hatte hier nichts genutzt ;-)


Falls es interessiert: James Bond war auch schon hier. Einige Szenen aus "Casino Royale" wurden in Loket gedreht.


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Den Eintrittspreis für die Burgbesichtigung haben wir für Wichtigeres gespart. Es war warm und wir hatten Durst...


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Rechterhand - hier nicht zusehen - wurde unser Durst gelöscht

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hier muss es noch echte Dampfloks geben

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Rast bei Perstejn - im Restaurant "Formula 1" - gleich nebenan haben wir lecker und günstig zu Mittag gegessen. Was die Steine im Hintergrund zu bedeuten haben, hat sich mir auch mit googles Hilfe nicht erschlossen. Aber: schöner Blick :-)


In Most war ich Opfer der Gruppendynamik. Ich hätte so gern die vom Reiseführer empfohlene "Burg mit Restaurant und Aussicht" angefahren. Stattdessen zahlte ich widerwillig 7 €, um das Autodrom, die hiesige Rennstrecke, betreten zu durfen. Na gut, mit den Moppeds könnte man auch "befahren" sagen. Das machte meine Lust aber nicht größer. Seit meinem "Rennstreckentraining" 2007 (danke nochmal, Andreas, für die Einladung) kann ich dieser Variante unseres Hobbys nichts abgewinnen. Manche Sachen sollte man den Profis überlassen. Auch heute waren Hobbypiloten (übrigens alle aus Deutschland) auf der Strecke unterwegs. Allein in den 2 Stunden unseres Aufenthalts wurden 2 Maschinen exekutiert. Die Fahrer benötigten glücklicherweise nur medizinische Hilfe. - Andererseits geht während eines solchen Events von den Teilnehmern im Gehege keine Gefahr für die Verkehrsteilnehmer außerhalb des Geheges aus - so hat auch diese Medaille ihre zweite (gute) Seite.


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nicht die "Burg mit Restaurant und Aussicht"


Alles in allem habe ich die Zwangspause gut überstanden. Bei der Hitze ein Bier trinken hatte schon was. Und Zeit für Suche und Buchung der Jugendherberge hatte ich auch genug. Und wenn andere sich freuen, freue ich mich auch. Und SO weit wollte ich ja auch gar nicht fahren heute, schon gar nicht bis ins Zittauer Gebirge,... Jaja, das mit der Gruppendynamik ist schon so eine Sache ... ;-)


Für die Suche einer Unterkunft ist das Internetzeitalter ein Segen, eine Internetflat vorausgesetzt natürlich (in diesem Fall auch für Tchechien). Google Maps öffnen, den Zielort suchen und in dessen Umgebung Unterkünfte anzeigen lassen. Mit einer AuslandTelefonFlat anrufen, reservieren, fertig!


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Kurz vor der Grenze haben wir noch die Füllung für das Waschbecken besorgt.


Gegen 19.00 Uhr erreichten wir die Herberge Bad Schandau. Der Herbergsleiter - ein echt cooler Typ um die 60 - machte uns einen Superpreis, über den wir Verschwiegenheit vereinbart haben...


Bei einem leckeren Abendessen mit begleitendem Umtrunk ließen wir diesen schönen Tag ausklingen - an die Rennstrecke habe ich gar nicht mehr gedacht :-) (das musste jetzt nochmal sein...)


Morgen, am Sonntag, soll es Regen geben, und zwar entlang der gesamten Strecke bis nach Neubrandenburg.... Glücklicherweise kann man sich auf den Wetterbericht nur selten verlassen.

Hier die gefahrene Strecke

17.7. –  Die Heimreise

Am letzten Tag eine Tour gibt es meist wenig zu berichten, es ist halt die Heimreise…

Wir hatten Glück, der Wetterbericht hatte sich wieder mal geirrt und wir eine fast regenfreie Heimreise. Vielleicht 10 Minuten Nieselregen auf gut 400 km waren zu verkraften.

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Dieses Foto ist ja schon vom vorigen Post bekannt. Da sich aber sicher jeder fragt, wer wohl die Kamera betätigt hat: hier die Auflösung:

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Nochmal ein dickes Danke an Andreas (und Sylke) :-)

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Abschied von Bad Schandau

 

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Echt interessant und kein Calauer: das DDR Oldtimer Museum in Calau

Und dann waren wir auch schon zu Hause.

Am letzten Tag einer Tour gibt es halt nicht so viel zu berichten…

Hier entlang gings nach Hause.

Alles in allem wieder mal eine geile Tour :-)))

Samstag, 23. Juli 2011

15.-17.7.2011 von München nach Neubrandenburg oder "Die Tour der in der Mitte angezündeten Wunderkerze"

Was hat unsere Kurztour mit einer Wunderkerze zu tun? Die Antwort erschließt sich durch die Beantwortung einer weiteren Frage, aus der sich eine Art Lebensweisheit ableiten lässt:

Frage: Was hat man davon, eine Wunderkerze in der Mitte anzuzünden?
Antwort: Doppelten Spaß in der Hälfte der Zeit!

Alles klar? Stephan, Stephan, Kai, Joe und ich waren mit dabei und verstehen meinen Vergleich, hoffentlich ;-) Sicherheitshalber gebe ich Euch Allen eine kurze Erläuterung, und dann - versprochen - kommt der Bericht. (Anmerkung: ich habe mich übrigens nicht verschrieben, wir hatten tasächlich 2 Stephans dabei - ...es gibt Schlimmeres...)

Stephan M. und ich kennen das Phänomen mit der Wunderkerze schon. Fast alle meiner Touren der letzten Jahre, die länger als einen Tag dauerten, hatten eine Besonderheit: an keinem Ort wurde (planmäßig) 2 mal übernachtet. Die Tagesetappen lagen i.d.R. zwischen 300 und 500 km. So schafft man an 3 Fahrtagen gut 1200 bis 1500 km - das lässt sich mit einem Taschenrechner beweisen!

So stellt sich ein Effekt ein, den ich dieses Mal etwas näher beleuchten wollte, nämlich den mit der Wunderkerze. Stephan, Kai und Joe, die solch eine Art zu reisen bisher noch nicht erlebten, fanden - wie auch Stephan M. und ich - am Samstag abend in Bad Schandau (Sächsische Schweiz) die Vorstellung faszinierend, am Morgen zuvor in München gestartet zu sein und die letzte Nacht auf einer Burg im Fichtelgebirge verbracht zu haben. Beides schien für alle definitiv weiter zurück zu liegen. Gefühlt waren wir am Ende der Reise knapp eine Woche unterwegs und nicht 3 Tage.

Wer jetzt denkt: was redet der da für einen Sch..., dem kann ich nur zustimmen, wir Biker haben schon 'ne Macke :-)))

Nun breche ich mein Versprechen: der Bericht kommt später ;-( Ich muss jetzt zur Bandprobe...

Aber hier schon mal ein schönes Foto, eines der wenigen, auf welchem auch ich zu sehen bin. Ganz wichtig!


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Jugendherberge Bad Schandau - kurz vor dem Heimritt am 17.7. (v.l.n.r. Kai, Frank (ich), Stephan, Stephan und Joe)


Sonntag, der 24.7., Bandauftritt fällt wegen schlechten Wetters aus, ich habe wieder etwas Zeit zum Schreiben. Also fang ich mal an...


Eigentlich begann die Reise ja schon am 14.7.. Wir trafen uns zur Abfahrt in Neubrandenburg, allerdings erst gegen 17.00 Uhr. Der Autoreisezug fährt gegen 22.00 Uhr in Berlin ab. So konnte am Donnerstag (14.7.) noch gearbeitet werden - toll! Am DB-Autozug-Terminal Wannsee angekommen wurde Joe zur Besorgung von Verpflegung eingeteilt. Entsprechend seinem Motto "Besser Haben als Brauchen" war das Überleben während der Zugreise gesichert.


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Joe's Ausbeute: pro Nase 5 Dosen sollten reichen ;-)


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Ankunft am Terminal


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Unser Hotel fährt ein


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Blick in unsere Suite, die Waschgelegenheit befindet sich unter dem Tisch mit den Flaschen


Vorsicht, autozugfahrende Biker! Für diese Fahrt nahmen wir das Sonderangebot der Bahn an und buchten ein Schlafabteil mit Waschgelegenheit zum Preis des Liegewagens. Ein Schnäppchen - ja, vielleicht wenn man zu zweit ein 4er-Abteil oder allein ein 2er-Abteil bekäme. Wir waren der Annahme, dass der Mehrpreis des Schlafwagens auch mehr Komfort bedeuten würde. Das Schlafabteil ist aber so eng, dass man kaum zu viert gleichzeitig stehen kann. Für eine Nacht war das o.k., wir wollten ja eher liegen und die Klamotten haben wir auch irgendwie verstaut. Immerhin gab es "richtige" Betten und in München ein Frühstück, letzteres ist im Liegewagen auf der Kurzstrecke Berlin - München nicht inkludiert. Alles in allem: Finger weg von Schlafwagen!!! Besser ein ganzes Liegewagenabteil buchen.


Ankunft in München Ost, fast alle waren waren startklar und nach dem Aussteigen sogar angezogen.


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Aus esthetischen und datenschutzrechtlichen Gründen musste dieses Foto nachbearbeitet werden...


Endlich konnte es losgehen, der Böhmerwald lockte; aber erstmal auf nach Passau. Die Vorfreude am Beginn des Tages, gerade im Sattel sitzend und den gestarteten Motor fühlend, ist so ziemlich das Geilste einer jeden Tour. Meist bleiben die Endorphine treue Begleiter. Heute jedoch nicht!!! ---- Nach knapp 10 Minuten unterbrach eine rot-weiße Kelle den Flow noch bevor er richtig einsetzen konnte.


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In München hat man feinere Ohren. Der Auspuffklang unserer Harley - für uns Nordlichter kaum hörbar - sorgte bei den hiesigen Polizeibeamten für Panik. Bevor Schlimmeres passieren konnte, wurde das gute Stück (Auspuff inklusive Harley) erstmal sichergestellt.


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Passau ist weit...


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... und Kai wegen des möglichen Verlusts sichtlich gezeichnet

Durch hier nicht näher zu erörternde wundersame Umstände konnten wir unsere Reise mit gerade mal 3 Stunden Verspätung doch noch fortsetzen, oder besser: beginnen :-)

Der Reiseplan wurde kurzerhand korrigiert, Passau kann warten. Um Zeit aufzuholen muteten wir uns ein wenig Autobahn zu, bis dann ein paar Kilometer hinter Deggendorf endlich der Böhmerwald - auf der deutschen Seite Bayrischer Wald genannt- seine kurvigen Straßen servierte. Der Spaß konnte beginnen und hielt auch bis Hohenberg im Fichtelgebirge an.


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Kurze Rast auf der böhmischen Seite

Kurz nach 19.00 Uhr erreichten wir unsere Burg. Die Jugendherberge in Hohenberg ist schon was Besonderes.


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Nach diesem ereignisreichen Tag gönnten wir uns ein original böhmisches Abendessen. Obwohl sehr nahe an der tschechischen Grenze gelegen verwundert es doch etwas, dass eine tschechische Familie die Gaststätte "Zum alten Pfarrhaus" betreibt. Die Verwunderung hielt nicht lange an, das Essen war zu lecker, Bier und Becherovka zu gut und die Bedienung zu freundlich - nur zu empfehlen. Zur Burg sind es gerade mal 300 m. Praktisch ;-)


Alles gut überstanden! Morgen geht es durch's Egertal nach Bad Schandau. Schön wird's...


Hier die gefahrene Strecke (ab Böhmerwald)


Fortsetzung folgt...