Was für ein Ritt, was für Eindrücke! Frühstück gegenüber dem Vesuv, Mittagessen in Rom, Abendessen im toskanischen Siena und als Nachspeise leckeres Gelato in der Altstadt von Florenz.
Bikerfreund Hans kommentierte unseren Plan, Italien in 3 Tagen von der Stiefelspitze zum Ende des Schafts zu durchfahren mit “Ochsentour”. Recht hatte er ;-) Wir werden sicher noch eine Weile brauchen, um all die Eindrücke zu verarbeiten. Auch wenn manchmal anstrengend ist das Berichteschreiben dafür gut geeignet.
Dieser Blick bot sich uns nach dem Aufwachen.
Ewan McGregor und sein (damaliger?) Kumpel Charley Boorman fuhren während ihres 2007er Motorradreiseprojekts “Long Way Down” auch über Rom. Der römische Reiseführer zeigte ihnen seinen Lieblingsort: den Orangengarten. Am Rande des Aventin, einem der sieben Hügel liegt unmittelbar über dem Tiber dieser kleine Park mit einer Aussichtsplattform. Der Blick über Rom ist überwältigend. Der Petersdom, die Engelsburg, ganz rechts das Nationaldenkmal… großes Kino mit besten Plätzen.
Der Weg dahin war schon ein Erlebnis. Überall lebt Geschichte. Besonders beindruckte uns dabei der Circus Maximus, den wir in unmittelbarer Nähe des Orangengartens passierten.
Mit dem gefürchteten Verkehr in Rom kamen wir sehr gut zurecht. Damit hatten wir wegen der zahlreichen Warnungen ( von Hans, Frank, Ewan, Charley…) nicht gerechnet. Nach unserer Theorie lag das daran, dass wir vorher in Palermo, Messina, Sorrento “üben” konnten. Je südlicher, desto chaotischer. Letztlich kommt es darauf an, keine Furcht zu haben. “Jeder achtet auf jeden” ist das Motto. Hat man sich damit abgefunden und vertraut darauf, dass die anderen Verkehrsteilnehmer ebenso ihre Augen offenhalten und nicht darauf bestehen, im Recht zu sein, nur weil sie von rechts kommen, kann man ganz gut in mit 5 Reihen vollgestopften 3-spurigen Straßen vorankommen. Wobei wir als Motorrad- im Gegensatz zum Autofahrer klar im Vorteil sind. Von der “Roller-Kultur” (danke Lutz, für den Begriff) haben wir uns in kurzer Zeit die nötige Strategie abgeschaut – und hatten Spaß daran. Nur die Seitenkoffer konnten uns aufhalten, taten es aber glücklicherweise nicht ;-)
Es war nach 14 Uhr und die Toskana wartete gut 250 km nordwestlich darauf, von uns bei Tageslicht erfahren zu werden. Also los! Auf dem Weg Richtung Autobahnring tangierten wir die Vatikanstadt. Dabei gelang mir nach einem spontanen Stopp am Straßenrand eines der wohl bemerkenswertesten Fotos, das je von der Petersdomkuppel geschossen wurde. Der Spannung wegen findet sich dies am Ende des Berichts…
Gegen 17.30 Uhr fand bei langsam schwindender Sonne das erste toskanische Foto den Weg auf den Speicherchip, dann das nächste, dann noch eins… Wahnsinn, diese Toskana! Das hätte ich nicht erwartet. Die spezielle Schönheit der Gegend wurde schon oft beschrieben. Aber dass hier für Motorradfahrer Kurventräume wahr werden, hat uns überrascht. Die Kombination von beiden war umwerfend.
Natürlich hatten wir auch hier nur einen kurzen Moment, um den Flair auf uns wirken zu lassen. Ein kleines Abendessen beendete unseren kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Siena.
Die Jugendherberge am Nordwestrand von Florenz wurde schon während einer Rast unterwegs telefonisch gebucht. So konnten wir ganz entspannt sein. Die Rezeption hat die ganze Nacht hindurch geöffnet.
Gegen 21.00 Uhr trafen wir an der Herberge ein. “Herberge”, welche Untertreibung. Wir haben in der für uns bisher mit Abstand imposantesten Jugendherberge übernachtet.
“Villa Camerata”, Jugendherberge in Florenz
Ein Stadtrundgang war obligatorisch, das Abschiedseis (morgen geht’s nach Hause) ebenso.
Der Florentiner Dom, viertgrößte Kirche Europas, passt trotz Weitwinkelobjektiv nicht ganz auf das Foto.
Ein Wahnsinnstag: 604 km gefahren und dabei so viele Eindrücke gesammelt. Wir fallen aufgewühlt und müde zugleich ins Bett. Die besoffenen Engländer unten aus der Bar sind dank der soliden Architektur nicht zu hören ;-) Gute Nacht!
Hier nun das Hammerfoto:
PS bezüglich der Routendarstellung: Ich möchte um Nachsicht bitten, dass das Motorrad auf der Route auch manchmal, vor allem Richtung Osten rückwärts fährt, oft mit unrealistisch hoher Geschwindigkeit.