Montag, 22. Oktober 2012

19.10. Sightseeing extrem

Was für ein Ritt, was für Eindrücke! Frühstück gegenüber dem Vesuv, Mittagessen in Rom, Abendessen im toskanischen Siena und als Nachspeise leckeres Gelato in der Altstadt von Florenz.
Bikerfreund Hans kommentierte unseren Plan, Italien in 3 Tagen von der Stiefelspitze zum Ende des Schafts zu durchfahren mit “Ochsentour”. Recht hatte er ;-) Wir werden sicher noch eine Weile brauchen, um all die Eindrücke zu verarbeiten. Auch wenn manchmal anstrengend ist das Berichteschreiben dafür gut geeignet.

 

P1010382  Dieser Blick bot sich uns nach dem Aufwachen.

P1010394  Top Lage für eine Nacht

P1010400  Gefährlich…

P1010403  Es wird spannend.

Ewan McGregor und sein (damaliger?) Kumpel Charley  Boorman fuhren während ihres 2007er Motorradreiseprojekts “Long Way Down”  auch über Rom. Der römische Reiseführer zeigte ihnen seinen Lieblingsort: den Orangengarten. Am Rande des Aventin, einem der sieben Hügel liegt unmittelbar über dem Tiber dieser kleine Park mit einer Aussichtsplattform. Der Blick über Rom ist überwältigend. Der Petersdom, die Engelsburg, ganz rechts das Nationaldenkmal… großes Kino mit besten Plätzen.

P1010406  P1010407

P1010409 P1010418

P1010411

Der Weg dahin war schon ein Erlebnis. Überall lebt Geschichte. Besonders beindruckte uns dabei der Circus Maximus, den wir in unmittelbarer Nähe des Orangengartens passierten.

Mit dem gefürchteten Verkehr in Rom kamen wir sehr gut zurecht. Damit hatten wir wegen der zahlreichen Warnungen ( von Hans, Frank, Ewan, Charley…) nicht gerechnet. Nach unserer Theorie lag das daran, dass wir vorher in Palermo, Messina, Sorrento “üben” konnten. Je südlicher, desto chaotischer. Letztlich kommt es darauf an, keine Furcht zu haben. “Jeder achtet auf jeden” ist das Motto. Hat man sich damit abgefunden und vertraut darauf, dass die anderen Verkehrsteilnehmer ebenso ihre Augen offenhalten und nicht darauf bestehen, im Recht zu sein, nur weil sie von rechts kommen, kann man ganz gut in mit 5 Reihen vollgestopften 3-spurigen Straßen vorankommen. Wobei wir als Motorrad- im Gegensatz zum Autofahrer klar im Vorteil sind. Von der “Roller-Kultur” (danke Lutz, für den Begriff) haben wir uns in kurzer Zeit die nötige Strategie abgeschaut – und hatten Spaß daran. Nur die Seitenkoffer konnten uns aufhalten, taten es aber glücklicherweise nicht ;-)

Es war nach 14 Uhr und die Toskana wartete gut 250 km nordwestlich darauf, von uns bei Tageslicht erfahren zu werden. Also los! Auf dem Weg Richtung Autobahnring tangierten wir die Vatikanstadt. Dabei gelang mir nach einem spontanen Stopp am Straßenrand eines der wohl bemerkenswertesten Fotos, das je von der Petersdomkuppel geschossen wurde. Der Spannung wegen findet sich dies am Ende des Berichts…

Gegen 17.30 Uhr fand bei langsam schwindender Sonne das erste toskanische Foto den Weg auf den Speicherchip, dann das nächste, dann noch eins… Wahnsinn, diese Toskana! Das hätte ich nicht erwartet. Die spezielle Schönheit der Gegend wurde schon oft beschrieben. Aber dass hier für Motorradfahrer Kurventräume wahr werden, hat uns überrascht. Die Kombination von beiden war umwerfend.

 

P1010435 P1010439

P1010449 P1010443

P1010454  Am Palazzo Salimbeni in Siena

Natürlich hatten wir auch hier nur einen kurzen Moment, um den Flair auf uns wirken zu lassen. Ein kleines Abendessen beendete unseren kurzen Spaziergang durch die Altstadt von Siena.

Die Jugendherberge am Nordwestrand von Florenz wurde schon während einer Rast unterwegs telefonisch gebucht. So konnten wir ganz entspannt sein. Die Rezeption hat die ganze Nacht hindurch geöffnet.
Gegen 21.00 Uhr trafen wir an der Herberge ein. “Herberge”, welche Untertreibung. Wir haben in der für uns bisher mit Abstand imposantesten Jugendherberge übernachtet.

 

P1010459  “Villa Camerata”, Jugendherberge in Florenz

Ein Stadtrundgang war obligatorisch, das Abschiedseis (morgen geht’s nach Hause) ebenso.

P1010466 Der Florentiner Dom, viertgrößte Kirche Europas, passt trotz Weitwinkelobjektiv nicht ganz auf das Foto.

Ein Wahnsinnstag: 604 km gefahren und dabei so viele Eindrücke gesammelt. Wir fallen aufgewühlt und müde zugleich ins Bett. Die besoffenen Engländer unten aus der Bar sind dank der soliden Architektur nicht zu hören ;-) Gute Nacht!

Die gefahrene Route

Hier nun das Hammerfoto:

P1010423 Der Petersdom “on the road”

PS bezüglich der Routendarstellung: Ich möchte um Nachsicht bitten, dass das Motorrad auf der Route auch manchmal, vor allem Richtung Osten rückwärts fährt, oft mit unrealistisch hoher Geschwindigkeit.

Freitag, 19. Oktober 2012

18.10. Wenn bei Capri die rote Sonne…

Ach ja, so schön kann das Leben sein, wenn auch selten vollkommen. Auch heute nicht. Ungefähr 10 Minuten mehr bzw. ein zu umfahrender Felsvorsprung der Amalfiküste weniger wären nötig gewesen, um den vollkommenen Sonnenuntergang mit Blick auf Capri genießen zu können. Aber nahezu vollkommen war es schon, und so schön kitschig ;-) Seht selbst:

P1010351 

P1010357

P1010359 Isses nich schööön…?

Nun endlich ist es soweit. Wir haben tatsächlich einen Campingplatz gefunden und konnten das erste mal während der Reise unsere Zelte aufbauen. Die richtige Reihenfolge ist dabei zu beachten:

P1010363 1. Stromversorgung sicherstellen

P1010365 2. Zelt darüber bauen

P1010368 3. Kai mit Zelt und Motorrad fotografieren

Vielleicht hatten wir nur Glück, dass wir hier am Golf von Neapel so schnell einen geöffneten Zeltplatz finden konnten. Wir denken aber, dass der Oktober für spontanen Campingurlaub auf Sizilien nicht mehr so gut geeignet ist, das italienische Festland weiter nördlich wohl eher.

Was sonst noch passierte:

Wir haben toll geschlafen! Das lag nicht so sehr an den zweifelsohne komfortablen Betten unserer Luxusbleibe, als vielmehr an der Möglichkeit, in getrennten Zimmern schlafen und! die Tür zwischen den Zimmern verschließen zu können. Wer jemals Kai und vor allem mir beim Schlafen zuhören durfte, weiß warum uns die letzte Nacht so gut tat :-)

Gut ausgeschlafen nahmen  wir Abschied von Sizilien mit einem Frühstück auf der Fähre zum italienischen Festland über die Strasse von Messina.

P1010292

Dann galt es, “Kilometer zu machen.” Wir haben nur noch 3 Tage bis uns der Autozug in Triest nach Berlin abholt. Auch wenn – so mittlerweile unsere Überzeugung – sich ganz Italien durch den Apennin als Eldorado für Motorradfahrer gibt, mussten wir natürlich Prioritäten setzen. Die heutige hieß: Costiera Amalfitana – die berühmte Amalfiküste, von der man sagt, sie wäre die schönste Küstenstraße der Welt… Nun ja, schön ist bekanntlich relativ. Wir waren jedoch sehr beeindruckt. Allerdings benötigt man deutlich mehr Zeit und vor allem unterschiedliche Tageszeiten wegen des Sonnenlichts, um die geballte Schönheit dieser Küste auf sich wirken lassen zu können. Ein Bikerparadies im Sinne von Kurventräumen wie Teile der kroatischen Jadranska ist sie jedoch ganz bestimmt nicht! Dazu herrscht zu viel Verkehr und die Straße ist zu eng. Fürs Auge wird jedoch alles geboten.

P1010331 P1010340

Die Sonnenuntergangsfotos oben sind übrigens auch auf der Amalfitana entstanden.

Hier noch ein paar Eindrücke von unterwegs (Messina – Salerno, größtenteils auf der Autobahn)

P1010294 P1010297

P1010308 P1010314

Wo die Fotos entstanden sind, lässt sich sehr komfortabel auf der gefahrenen Route vorfolgen.

Ein toller Tag mit krönendem Abschluss:

P1010371

Hier die gefahrene Route mit Fotos.

Ach ja, die Temperaturen liegen im Schnitt so um die 22 Grad, 27 hatten wir auch schon :-)

Donnerstag, 18. Oktober 2012

17.10. (Kurven)Tanz um den Vulkan

 

Die Nachsaison hat ihren Preis. Gestern haben wir mit der Suche nach einer Unterkunft knapp 3 Stunden verbracht. Die 2 von uns gefundenen Campingplätze haben am 30.9. geschlossen, “feste” Unterkünfte in Messina ausgebucht. Erst gegen 21.00 Uhr waren wir erfolgreich. Für 100 € pro Nacht konnten wir ein Apartment erstehen. Immerhin mit WLan und Garage. Wir haben uns dann mit den 30 € pro Nacht für den Bungalow in Palermo getröstet ;-) …und nach einem kühlen Bier aus der Bäckerei nebenan war alles wieder gut. Nur Kai musste sich mit einem Wasser trösten. Dumm, wenn man kein Bier mag.

Heute heißt es, Abschied von Sizilien zu nehmen. Die Eindrücke waren kurz und intensiv. Einige Pros und Contras:

Pros:

  • sehr nette Menschen, entspannt, hilfsbereit, freundlich
  • von Mafia keine Spur (oder die haben keine hinterlassen…)
  • völlig fremdartige, beeindruckende Landschaft im Inselinneren
  • faszinierende Art, Ortschaften an und auf die Berge zu bauen
  • für Motorradfahrer super Straßenführung
  • saisonbedingt wenig Touristen

Contras:

  • für Motorradfahrer teils besch… Straßenzustand
  • jahreszeitgemäß zu kurze Tageszeit
  • saisonbedingt schwierige Unterkunftsituation
  • schw…hohe Benzinpreise (Super im Schnitt bei 1,90 €)

Die Auflistung ist natürlich sehr subjektiv und unvollständig. Aber wir sind ja hier zum Motorradfahren! Also schnell noch ein paar Bilder ;-)

P1010203 auch die Socken waren fällig…

P1010204 Ladestation

P1010214Nicosia bei Nacht

P1010222 Eingangsbereich im Pilgerhaus

P1010224 Mist: eine undichte Stelle im Tank meiner Sprint (Füllstandssensor) hält uns vor dr Abfahrt auf, sie ist halt nicht mehr die jüngste…

P1010225 Notreparatur

 

P1010233 P1010234  Die Straßen sind nicht immer gut

Endlich: der Ätna! Nicht wie erhofft im Sonnenglanz, dennoch seeeehr beeindruckend. Mit seinen ca. 3300 Metern ist er der höchste aktive Vulkan Europas. Genau kann die Höhe  nicht angegeben werden, weil durch die regelmäßigen Eruptionen der aktuelle Gipfel und somit auch die Höhe variiert.

P1010235 erster Blick in die Wolken

P1010246 P1010254

P1010257 P1010262  Die bizarre Lavalandschaft fasziniert.

P1010264 Kurz hat sich die Wolkenhaube vom aktuellen Gipfelkrater verzogen, extra für uns wie es scheint ;-)

P1010268 vielleicht gefällt ihm die Bodenwärme

 

P1010271 Rast am Rifugio Sapienza auf knapp unter 2000 m Höhe

P1010277 Rauchender Kraterschlot und wir mittendrin *)

Nach dem Abstieg wollten wir möglichst nah an die Fähre zum italienischen Festland. Also auf nach Messina und eine Unterkunft suchen. Wir lagen gut in der Zeit. Naja, den Rest kennt Ihr ja ;-)

P1010283 das Wohnzimmer unserer schicken Residenz

P1010285 mit stil- und liebevollen Details

Morgen geht es dann auf die MammutTour den italienischen Stiefel hinauf. Ich freue mich schon riesig auf die Amalfitana, “die schönste Küstenstraße der Welt” :-)

*) die Wolken sehen aber fast aus wie Rauch…

Hier die gefahrene Route.